Angst

Da sind sie wieder, diese Schatten. Obwohl ich den Kopf unter der Decke versteckt habe, spüre ich genau, daß sie wieder da sind. Wie spät es ist? Ich weiß es nicht. Aber es muss schon sehr spät sein.

Überall ist es düster. Nirgendwo ist Licht zu sehen. Es ist ganz still. Nur bei mir ist die Hölle los. Merkt denn außer mir keiner, was hier los ist?

Dunkle Gestalten ziehen vor meinem Bett vorbei. Ich kann, ich darf sie nicht anfassen und wenn ich auf sie zu gehen würde, dann würden sie sich in Luft auflösen, um sofort an einer anderen Stelle des Zimmers wieder aufzutauchen. Ich habe es oft genug probiert! Immer wieder sind es andere und doch sind es die selben Gestalten. Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine der Gestalten gesehen zu haben und doch kenne ich jede einzelne von ihnen. Nie habe bin ich einer solchen Gestalt auf der Straße begegnet und doch kommen sie mir alltäglich vor.

Das müssen Gespenster sein, denke ich. Aber ich glaube nicht an Gespenster und ich weiß genau, dass es Gespenster nicht gibt – doch das macht mir noch mehr Angst. Mein Herz klopft. Es könnte zerspringen vor Angst. Niemand kann mir helfen.

Mein Bruder liegt neben mir in seinem Bett und trotzdem bin ich allein. Meine einzige Zuflucht meine Bettdecke. Aber – wenn ich den Kopf unter die Bettdecke stecke, dann merke ich nicht, ob die Gestalten näher kommen.

Zu Mama und Papa nach nebenan kann ich nicht. Wer weiß, ob nicht noch unter dem Bett oder hinter dem Schrank ein paar Schreckgestalten nur darauf warten, dass ich aus dem Bett springe. Nein, hier im Bett bin ich sicher. Hier traut sich niemand ran. Aber dieses Wissen hilft mir nicht. Angst habe ich dennoch.

Ich will fliehen, aber die Gestalten verfolgen mich – selbst in meinen Träumen. Ich muss weg, und rennen, ich kann nicht mehr, ich falle, falle, faaaalle …