Seltsame Tage

Es sind seltsame Tage im Moment.
Das öffentliche Leben pausiert.
Ständig laufen Nachrichten und Berichte im Hintergrund.
Ich arbeite von Zuhause,
verlasse möglichst nicht die Wohnung, …
Ihr kennt das!

Ich freue mich,
dass es an so vielen Orten tolle Initiativen für Hilfsangebote
und Zeichen der Solidarität gibt.
Gerade eben noch haben wir hier
mit unseren Nachbarinnen und Nachbarn im Viertel
an den Fenstern für all die vielen Helferinnen und Helfer applaudiert,
die in den Krankenhäusern,
in den Supermärkten
und an vielen anderen Orten dafür sorgen,
dass unser gesellschaftliches System nicht zusammenbricht.

Das macht Mut und Hoffnung!
Das tut gut und gibt Kraft!

Es gibt viele Geschichten, die mich im Moment berühren.
Vor wenigen Tagen bekam ich eine Trauerkarte.
Der Vater / Schwiegervater von einem gut befreundeten Ehepaar ist gestorben.
Morgen wird die Beerdigung sein.
Aber statt der erwarteten hundert Trauergäste,
darf es nur eine Beerdigung im engsten Familienkreis sein.
Kein Gottesdienst in der Kirche,
keine Trauerfeier auf dem Friedhof,
all das ist verboten.
Verständlich und richtig und doch ahnt man,
was das für die Trauernden bedeuten mag.

Auch für sie leuchtet heute Abend dieses Licht.
Auch das ist Leben in diesen Zeiten.
Das ist bitter und macht traurig!

Gut, dass wir in all dem darauf vertrauen können,
dass da, trotz allem, einer ist,
der da da ist,
der unser Leben in all seiner Brüchigkeit trägt,
der uns Halt und Grund unter den Boden gibt,
und der uns zuspricht:
„Ich bin da!
Ich bin bei euch bis ans Ende der Zeit!“

„Wir sind noch zu retten“,
so lautet der Titel eines alten Buchs des Frankfurter Pfarrers Lothar Zenetti.
Darin gibt es ein Gebet mit dem ich dieses Lichtzeichen beschließen möchte.

GEBET FÜR VIELE
Behüte, Herr, die ich dir anbefehle,
die mir verbunden sind und mir verwandt.
Erhalte sie gesund an Leib und Seele
und führe sie an deiner guten Hand.

Sie alle, die mir ihr Vertrauen schenken
und die mir so viel Gutes schon getan.
In Liebe will ich dankbar an sie denken,
o Herr, nimm dich in Güte ihrer an.

Um manchen Menschen mache ich mir Sorgen
und möcht ihm helfen, doch ich kann es nicht.
Ich wünschte nur, er wär bei dir geborgen
und fände aus dem Dunkel in dein Licht.

Du ließest mir so viele schon begegnen,
so lang ich lebe, seit ich denken kann.
Ich bitte dich, du wollest alle segnen,
sei mir und ihnen immer zugetan.

Lothar Zenetti: Wir sind noch zu retten

So segne und behüte und stärke uns alle
an diesem Abend
und allen Tagen unseres Lebens
der gütige und barmherzige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.

Hinweis:
Vertonung des Gebet für viele von Lothar Zenetti http://www.kurt-grahl.de/GebetFuerViele.mp3

Der Impuls „Seltsame Tage“ wurde am 19.03.2020 als Livestream im Rahmen der Aktion LichtZeichen auf Youtube gestreamt. Die Ton und Bildqualität ist leider nicht optimal.

https://www.youtube.com/watch?v=GKa6woXtT4w